Brauchen wir die Kernenergie?

hardy

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Hallo,

da in diesem Forum verschiedentlich über Aspekte der Kernenergie diskutiert wurde, erachte ich es als zweckmässig, dafür einen separaten Thread zu eröffnen.

Betrachtet man den Kosmos, so ist es gar keine Frage, dass man die Kernenergie 'braucht'.

Anders ist es in Bezug auf die Erde. Da wird zunehmend die Meinung vertreten, dass Kernenergie eine veraltete Technologie sei, die man schleunigst vergessen sollte. Und das trotz der Tatsache, dass Kernenergie kein CO2 produziert und somit klimaneutral ist.

Was meint ihr zur Zukunft der Kernenergie?

fragt
hardy
 

galileo2609

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Hallo hardy,

ich gehe mal davon aus, dass du schwerpunktartig über die Zukunft der Fissionskraftwerke sprechen möchtest. Eine interessante Idee. Damit du im folgenden nicht abgeschreckt bist: meine eigene Position dazu ist ein vorsichtiges PRO. Was ich mir aber wünschen würde, ist eine entideologisierte Diskussion, zu der statements wie das folgende nicht recht passen:
Und das trotz der Tatsache, dass Kernenergie kein CO2 produziert und somit klimaneutral ist.
Keine Form der Energieerzeugung ist CO2-neutral und die AKW mit Sicherheit auch nicht. Die Frage, die sich hier stellt, ist die relative Position der Kernenergie zu den anderen Energieerzeugungen. Ich verlinke mal zwei (oberflächlich gesuchte) Quellen aus dem Jahr 2007:
Die Entsorgung bzw. Endlagerung von AKW ist in beiden Studien dabei noch nicht quantitativ bilanziert. Hast du hier aktuelle und seriöse Studien an der Hand, die eine realistische Klimabilanz von AKW aufzeigt?

Soweit erstmal.

Grüsse galileo2609
 

Schmidts Katze

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Hallo hardy,

ich glaube, die natürliche Form der Energiegewinnung einer Zivilisation wird auf Dauer die Nutzung der Fusionsenergie ihres Zentralsterns sein.

Die Gewinnung von Energie durch Kernspaltung, wie sie zur Zeit betrieben wird, halte ich für äusserst gefährlich, weil die Betreiber der Anlagen und die politischen Entscheidungsträger nicht im geringsten vertrauenswürdig sind.
Die jetzt bekannt gewordenen Vorgänge um die Festlegung auf Gorleben als Endlager belegen das auf eindrücklichste Weise.

Außerdem ist die Kernspaltung eine sehr teure Technologie, wenn man die ganzen Kosten mitberechnet, die vom Staat getragen werden.

Zur CO2-Bilanz schliesse ich mich Galileos Meinung an.

Grüße
SK
 

ispom

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Außerdem ist die Kernspaltung eine sehr teure Technologie, wenn man die ganzen Kosten mitberechnet, die vom Staat getragen werden.

ich halte sowohl die Franzosen als auch die Chinesen für sehr gescheite Leute.....:)

beiden Völkern und ihren Staaten ist gemeinsam, daß sie ihre Kernkraftwerke nicht in Privatbesitz haben, daß also der Staat selbst sowohl Bauherr als auch Stromproduzent und Strom-Verkäufer ist.

In F kommen bekanntlich fast 90 Prozent des Stroms aus KKW, China baut gerade 42 neue Kernkraftwerke.

Warum wohl entscheiden sich die beiden für Atomenergie, wenn die so sehr teuer sein sollte?
eine KWh Atomstrom kostet 2 Cent netto ab Kraftwerk, alles eingerechnet, einschließlich Sicherheitsrücklagen,
da in F aber der Verbraucher etwa soviel für den Strom zahlt wie hier, ist die Atomstromproduktion für den Staat eine wichtige Einnahmequelle...
würde man hier bei uns den Ökostrom nicht massiv subventionieren, wäre er unbezahlbar teuer....der Ökostrom ist (und bleibt) eine sehr defizitäre Sache :rolleyes:

ps
ach so...übrigens: ich bin für Atomstrom
trotz der massiven Werbung hier im Forum für den "Atomausstieg"
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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Ich melde hier auch mal ein vorsichtiges PRO an, und zwar aus folgenden Gründen:

- Atomenergie mag nicht völlig CO2 neutral sein - sie ist aber mit Sicherheit die CO2-neutralste der momentan zur Verfügung stehenden Technologien zur Erzeugung von sehr grossen Strommengen bei vergleichsweise niedrigem Ressourcenaufwand.
- Die hohen Kosten sind vor allem wegen der (teilweise irrationalen) Ängste in der Bevölkerung vor allem, was mit Radioaktivität zu tun hat, so hoch. Könnte man schneller und häufiger Kernkraftwerke bauen, hätte man mehr Erfahrung, mehr Flexibilität, könnte mehr Designs ausprobieren etc.
- Die Abfallproblematik könnte künftig entschärft werden, wenn man auf die Entwicklung von Schnellen Brütern setzt (der Name dieses Reaktordesigns ist einfach eine absolute PR-Katastrophe: Wer will schon neben einem Ding wohnen, das "schnell" etwas "ausbrütet"?), die radioaktive Abfälle verbrennen können. In Thoriumreaktoren lassen sich unsere heute produzierten Abfälle fast vollständig in mengenmässig sehr viel kleinere, harmlosere Abfälle verwandeln, die man nur noch für ca. 200 Jahre wegschliessen muss. Aber dafür braucht es erst die Bereitschaft, diese neuen Technologien zu entwickeln - Indien etwa geht auf diesem Weg voran (Indien hat grosse Thorium-Reserven, aber nur wenig Uran).
- Uran könnte künftig auch aus dem Ozeanwasser gewonnen werden. Dies lohnt sich, nach japanischen Forschern, ab einem Uranpreis von ca. 220 Dollar / kg. Im Ozean und in den Flüssen gibt es genügend Uran, um die Menschheit für Jahrmilliarden zu versorgen.

Ich denke aber schon, dass mittelfristig die (billige und massengefertigte) Solarzellentechnologie (mit Speicherkraftwerken / Batterien für die Gewährleistung der Grundlast) die Oberhand behalten wird, und man die Nukleartechnologie nur noch für Sonderzwecke (Schiffe, Raumfahrzeuge, U-Boote) einsetzen wird.
 

Nathan5111

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Hallo Bynaus,

Ich melde hier auch mal ein vorsichtiges PRO an

so ähnlich habe ich bis zum 26. April 1986 auch gedacht, dann war aber rigoros Schluss damit.

Schau Dir heute DESERTEC an, die dort implizierten Ideen sind erheblich sicherer als jedes kerntechnische 'Experiment', egal, welches 'neue' Design dem zugrunde liegt. Bei der Größe und der Verteilung der Wüsten auf der Erde erübrigen sich alle großtechnischen Versuche, den Energiebedarf der Menschheit anders als durch 'alternative' Energien zu decken.

Natürlich muss die Forschung weiter gehen!
Aber nicht für Kraftwerke!

Daher eindeutig Nein
Nathan
 

galileo2609

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- Die hohen Kosten sind vor allem wegen der (teilweise irrationalen) Ängste in der Bevölkerung vor allem, was mit Radioaktivität zu tun hat, so hoch. Könnte man schneller und häufiger Kernkraftwerke bauen, hätte man mehr Erfahrung, mehr Flexibilität, könnte mehr Designs ausprobieren etc.
Die Ängste der Bevölkerung sind sicherlich begründet. Im übrigen auch jene von Spezialisten. Die verheerenden Unfälle sind nun mal passiert und lassen sich nicht wegdiskutieren. Insofern ist es auch wichtig, dass in einer Diskussion über die Zukunft der Kernenergie nicht der Eindruck entsteht, dass nur 'Hochglanzargumente' verwendet werden. Das ist leider der schale Beigeschmack von hardy's Posts, auch wenn er es als Spezialist im Thema besser könnte.
- Die Abfallproblematik könnte künftig entschärft werden [...] In Thoriumreaktoren lassen sich unsere heute produzierten Abfälle fast vollständig in mengenmässig sehr viel kleinere, harmlosere Abfälle verwandeln, die man nur noch für ca. 200 Jahre wegschliessen muss.
Die Entsorgung ist ja eine von allen Entwicklungsszenarien erstmal unabhängige Notwendigkeit. Nicht nur die aktuellen Ereignisse um die Asse II und Gorleben lassen allerdings Zweifel aufkommen, ob wir die Endlagerung besser beherrschen als die aktuell laufenden Meiler. Der Ausstiegsbeschluss in Deutschland ist meiner Ansicht nach daher etwas verlogen. Unsere Generation produziert den Müll (bzw. den strahlenden Wertstoff) und will ihn in die Zukunft verklappen. Die grundlegende Physik der Kernenergie ist aber besser verstanden als die bisher beispiellose 'Verschliessung' von Problemlasten für tausende von Jahren. Ehrlicher und verantwortungsvoller wäre daher die Schaffung eines geschlossenen Kreislaufs, der die Abfälle (Wertstoffe), wie du geschrieben hast, einer kontrollierten 'Entschärfung' zuführen würde.

Dafür einen gesellschaftlichen Konsens zu erzielen (ohne den Einsatz chinesischer Methoden ;) ), wäre eine der grossen Aufgaben der Politik und der durch sie repräsentierten Menschen. Ich fürchte aber, dieser Verantwortung wird sich niemand stellen wollen.

Grüsse galileo2609
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
so ähnlich habe ich bis zum 26. April 1986 auch gedacht, dann war aber rigoros Schluss damit.

Die verheerenden Unfälle sind nun mal passiert und lassen sich nicht wegdiskutieren.

Was man nicht vergessen darf:

1. Keine Produktionsmethode zur Herstellung von Massenstrom hat über die Jahre so wenige Tote gefordert wie die Kernenergie. Bei der Kohle sterben jedes Jahr tausende von Kumpels in Kohleminen, tausende von Menschen an Lungenkrebs (wegen der Russpartikel), wohl auch bald einige wegen der Klimaerwärmung. Kohle setzt mehr Radioaktivität frei als alle Kernkraftwerke (über das in der Kohle einglagerte Uran). Öl und Gas haben in unzähligen Rohstoffkriegen unzählie Menschenopfer gefordert, ganz zu schweigen von den Unfällen beim Handling dieser Substanzen. Auch Wasserkraft hat viele Tote (brechende Dämme, etc.) gefordert, und Millionen von Menschen mussten weltweit schon wegen Wasserkraft umziehen. Man muss das alles ein bisschen ins richtige Verhältnis setzen.

2. Tschernobyl wird stark überbewertet, und das hat wohl eher psychologische Gründe. Bei der Eindämmung des Tschernobyl-Zwischenfalls selbst sind einige Dutzend Menschen gestorben. Dann mussten sehr viele Leute wegziehen, das ist richtig, aber innerhalb dieser Gruppe von Weggezogenen ist die einzige Krebsart, die häufiger aufgetreten ist, der Schilddrüsenkrebs - man rechnet mit etwa 4000 zusätzlichen Fällen. Da dieser Krebs oft einen sehr guten Verlauf nimmt, überlebten das die meisten. Tschernobyl hat "nur" wenige hundert Tote gefordert (an keinem Punkt will ich das Leiden dieser Menschen in Abrede stellen - es geht mir nur darum, die Fakten ins richtige Verhältnis zu setzen). Weder wurden sonst mehr Krebsfälle registriert, noch kam es zu statistisch relevanten zusätzlichen Mutationen etc. Die "Todeszone" rund um den Reaktor ist heute zu einer "Lebenszone" geworden, in der das Tier- und Pflanzenleben blüht: 2004 wurde das Gebiet zu einem Naturschutzgebiet erklärt. Die Radioaktivität vor Ort wird heute von Cäsium-137 dominiert, das eine Halbwertszeit von etwa 30 Jahren hat.

3. Tschernobyl war fahrlässig. Kaum ein westlicher Reaktor funktioniert heute noch nach diesem Prinzip, und niemand experimentiert derart grobfahrlässig damit herum. Westliche (oder allgemein: modernere) Kernkraftwerke funktionieren anders und werden anders betrieben. Das heisst nicht, dass es nie zu grösseren Unfällen kommen könnte, aber dass diese sehr unwahrscheinlich sind. Selbst wenn ein Unfall passieren sollte, ist man ja einigermassen gewapnet: man gibt Iodtabletten an die Bevölkerung ab, evakuiert Gebiete.

Ganz allgemein schneidet die Kernkraft im Vergleich mit anderen Energie-Technologien gut ab: Kleinere Unfälle gab es zwar immer wieder (der GAU blieb aus), aber wenn man sich die effektiven bisherigen Auswirkungen auf die Menschen anschaut, dann sieht man, dass die "Angst vor dem Atom" tatsächlich grob übertrieben ist.

Ehrlicher und verantwortungsvoller wäre daher die Schaffung eines geschlossenen Kreislaufs, der die Abfälle (Wertstoffe), wie du geschrieben hast, einer kontrollierten 'Entschärfung' zuführen würde.

Ja, das sehe ich genauso.
 

Martin

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China plant den Bau weiter Kernkraftblöcke. Ob das bereits in der Realisierung ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Derzeit sind 436 Reaktoren zur Energieproduktion mit eine Leistung von 372.533 MWe in Betrieb. Weitere 50 sind derzeit im Bau (45.438 MWe), 137 bestellt oder in Planung (151.185 MWe) und 295 weitere im Gespraech (303.405 MWe).

Laender die gerade konkret bauen sind China (16), Russland (9), Indien (6), Suedkorea (5), Kanada, Japan und die Slowakei (jeweils 2), Frankreich, USA, Pakistan und Finnland (jeweils 1).
 

spacewalk1

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Hallo Martin,

Derzeit sind 436 Reaktoren zur Energieproduktion mit eine Leistung von 372.533 MWe in Betrieb. Weitere 50 sind derzeit im Bau (45.438 MWe), 137 bestellt oder in Planung (151.185 MWe) und 295 weitere im Gespraech (303.405 MWe).

Laender die gerade konkret bauen sind China (16), Russland (9), Indien (6), Suedkorea (5), Kanada, Japan und die Slowakei (jeweils 2), Frankreich, USA, Pakistan und Finnland (jeweils 1).

gute Info. Danke.

Anscheinend plant China ein Endlager in der Wüste Gobi. Die existierenden Granitvorkommen sollen auf ihre Eignung für die Einlagerung hochradioaktiver Stoffe untersucht werden. Für China ist die Frage der Endlagerung gelöst.

Grüsse S
 

ispom

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zum Thema Endlagerung eine Frage an die Experten:

soviel ich weiß, werden die nach einer Wiederaufarbeitung zur Endlagerung bestimmten Überreste in Keramikkokillen eingegossen. diese Kokillen sind säure-und laugenbeständig, erst recht nicht in Wasser löslich...und der darin eingeschlossene stark radioaktive Müll ist auch sehr schwer wasserlöslich.
Was spricht dagegen, diese Kokillen an einem tektonisch inaktiven Gebiet in der Tiefsee zu versenken?
 

Aragorn

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3. Tschernobyl war fahrlässig. Kaum ein westlicher Reaktor funktioniert heute noch nach diesem Prinzip, und niemand experimentiert derart grobfahrlässig damit herum. Westliche (oder allgemein: modernere) Kernkraftwerke funktionieren anders und werden anders betrieben. Das heisst nicht, dass es nie zu grösseren Unfällen kommen könnte, aber dass diese sehr unwahrscheinlich sind. Selbst wenn ein Unfall passieren sollte, ist man ja einigermassen gewapnet: man gibt Iodtabletten an die Bevölkerung ab, evakuiert Gebiete.
Vor der Katastrophe in Tschernobyl wurde dieser Reaktortyp auf dem deutschen Atomforum und in deren Publikationen als besonders sicher bezeichnet.

http://www.bund-naturschutz.de/fakten/energie/atompolitik/sicherheit.html

Wie glaubwürdig Darstellungen der Reaktorsicherheit sind, zeigt ein Beispiel aus der atomwirtschaft, Dez. 1983.

Dort beschreibt Dipl. Ing. H.-P. Born, VEW, Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG, Dortmund (Vortrag beim Deutschen Atomforum in Bonn) die

"Hauptmerkmale (Vorteile)"

des RBMK-Reaktors (Anm. Tschernobyl-Typ):

- der Reaktor ist nicht von einem tonnenschweren Hochruckbehälter umschlossen

- die Verlässlichkeit des ganzen Systems ist sehr hoch dank der Überwachungs- und Kontrollmöglichkeit der einzelnen horizontal liegenden Kanäle aus Zirkon

- die Nachladung erfolgt "on-load" mit Brennstoffstäben

- der Kühlkreislauf kann in kleinere isolierte Gruppen von Kanälen aufgespalten werden (beim RBMK- 1000 sind hierzu acht Kreislaufpumpen vorhanden),

- die Möglichkeit, den Reaktor während des Betriebes in jede beliebige Anzahl getrennter Sektionen zu unterteilen und

- die Möglichkeit der nuklearen Dampfüberhitzung

Der erste große Block RBMK-1000 (1000 MW) ging 1974 im KKW Leningrad in Betrieb und wurde inzwischen dort um drei weitere gleich große Blöcke ergänzt.

Außerdem wurde dieser Reaktortyp auch in den Kernkraftwerken Kursk (2 Blöcke), Tschernobyl (3 Blöcke) und Smolensk (1 Block) installiert."

3 Jahre später wollte niemand mehr dieses Sicherheitslob wahrhaben.

Und was heißt es wirklich, wenn immer wieder behauptet wird "deutsche Kernkraftwerke sind so viel sicherer"?

Drei Jahre nach Tschernobyl hat einer der Hauptbefürworter der Atomenergie, Prof. Birkhofer, die „deutsche Risikostudie Kernkraftwerke“ vorgestellt. Nach seinen Angaben läuft die Katastrophe in einem deutschen AKW anders ab. Die Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze mit Beschädigung des Containments wird zwar als geringer anzusehen. Wenn sie eintritt, sei aber ein weit schlimmeres Ausmaß als in Tschernobyl zu erwarten, da in unseren Reaktoren größere Mengen an radioaktiven Spaltprodukten enthalten sind. Prof. Birkhofer geht von bis zu 14.000 Soforttote, und ca. Hunderttausend Langzeittoten aus. Das hängt mit der größeren Menge an freigesetzter Radioaktivität und einer etwa zehnmal dichteren Besiedlung Deutschlands im Vergleich zur Ukraine und Weißrussland zusammen.

Alle bisherigen Sicherheitsstudien gehen davon aus, daß der Bedienungsmannschaft des Reaktors keinerlei Fehler unterlaufen!
In Tschernobyl war dies aber der maßgebliche Grund der zur Katastrophe führte.

http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=13531249&top=SPIEGEL

Allerdings hat sich gezeigt, daß die Ausmaße der Todesfälle in den bisherigen theoretischen Studien überschätzt wurden. So zeigte sich bei einer Untersuchung westlicher Experten, das die Auswirkungen auf die umliegende Bevölkerung des russischen Kernwaffenproduktionszentrums Majak weit weniger stark waren als von den westlichen Atomexperten zuvor erwartet.

http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=54002273

Gruß Helmut
 
Zuletzt bearbeitet:

void

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Was spricht dagegen, diese Kokillen an einem tektonisch inaktiven Gebiet in der Tiefsee zu versenken?

Hallo ismop,

wenn diese Kokillen derart dicht und sicher sind, warum dann ab in die Tiefsee damit? An Land hätte man sie doch besser unter Kontrolle :confused:

Grüße
void
 

ispom

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Hallo ismop,

wenn diese Kokillen derart dicht und sicher sind, warum dann ab in die Tiefsee damit? An Land hätte man sie doch besser unter Kontrolle :confused:

Grüße
void

hallo viod,
die in die Glaskeramik eingegossenen Spaltprodukte sind stark radioaktiv und es ist erforderlich, daß man Leute davon abhält, sich dort vielleicht anzuketten ;)
Und dann ist dann noch die Gefahr der Selbstmordattentäter, die sprengen sich samt Kokillen in die Luft----sie selbst kommen dann ins Paradies...aber den Überlebenden hinterlassen sie die Strahlenhölle :eek:

in einigen 1000 m Meerestiefe aber liegen die Kokillen dann ganz harmlos und friedlich, und weit vor dem Jüngsten Tag ist die Radioaktivität abgeklungen :cool:
 

void

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Hallo ispom

die in die Glaskeramik eingegossenen Spaltprodukte sind stark radioaktiv und es ist erforderlich, daß man Leute davon abhält, sich dort vielleicht anzuketten

... hmm, also daß es Diskussionen um unterirdische Zwischen- und Endlager gibt ist ja doch lästig, und diese zu umgehen, indem man das Zeug einfach ins Wasser schmeißt, ist auch ne gute Idee -- aber die hatte schon jemand vor dir :D

Bezüglich anketten, naja, man könnte ja 'ne Hütte rundrumbauen um diese Kokillen.

Und dann ist dann noch die Gefahr der Selbstmordattentäter, die sprengen sich samt Kokillen in die Luft

Muß mich korrigieren, man sollte ein Häuschen rumbauen.

Grüße

void
 

Orbit

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Es gibt dümmliche, überflüssige und hohle Beiträge oder nervige; aber solche Beiträge wie der letzte von ispom sind einfach widerlich und sollten in einem Forum nicht geduldet werden. :mad:
Orbit
 

void

Registriertes Mitglied
Hallo Orbit,

wenn's um Attentate etc. geht, sind solche flapsige Anmerkungen vielleicht nicht ganz so feinfühlig plaziert, aber sooo streng mußt du auch nicht sein.

Mal abgesehen von der Wortwahl geht es um die nicht uninteressante Frage der Endlagerung, speziell um folgende Alternativen: Salzstöcke, Meeresgrund, auf der Erdoberfläche (natürlich geschützt).

Grüße
void
 
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hardy

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Zunächst freue ich mich über die in Gang gekommene Diskussion (immerhin bereits 13 Antworten).

Zu deinem Beitrag, galileo2609, möchte ich Folgendes bemerken.

ich gehe mal davon aus, dass du schwerpunktartig über die Zukunft der Fissionskraftwerke sprechen möchtest.

Ja, mir geht es tatsächlich vor allem um die Zukunft der Fissionskraftwerke in den nächsten Jahrzehnten, die für die Begrenzung des Klimawandels von besonderer Bedeutung sind. Ein kommerzielles Fusionskraftwerk wird es voraussichtlich nicht vor 2050 geben.

Was ich mir aber wünschen würde, ist eine entideologisierte Diskussion, zu der statements wie das folgende nicht recht passen:

hardy schrieb:
Und das trotz der Tatsache, dass Kernenergie kein CO2 produziert und somit klimaneutral ist.

Keine Form der Energieerzeugung ist CO2-neutral und die AKW mit Sicherheit auch nicht. Die Frage, die sich hier stellt, ist die relative Position der Kernenergie zu den anderen Energieerzeugungen.

Du hast recht damit, dass keine Form der Energieerzeugung CO2-neutral ist. Mein Statement, dass die Kernenergie klimaneutral sei, bezieht sich nur auf den Betrieb der KKW. Das entspricht der 'Ideologie', wonach z. B. Wind- oder Solarkraftwerke auch kein CO2 erzeugen. Es geht aber, wie du sagst, um die 'relative Position der Kernenergie zu den anderen Energieerzeugungen'.

Ich verlinke mal zwei (oberflächlich gesuchte) Quellen aus dem Jahr 2007:

Ich möchte vor allem auf den zweiten Link eingehen, weil er auf Untersuchungen am schweizerischen Paul Scherrer Institut (PSI) verweist, das ich ziemlich gut kenne.

http://gabe.web.psi.ch/research/lca

Die PSI-Forscher berechnen und vergleichen unter möglichst realistischen Bedingungen die Umweltbelastungen der verschiedenen Stromerzeugungstechniken. Sie betrachten dabei die gesamte Energiekette 'von der Wiege bis zur Bahre', bei der Kernenergie also vom Abbau des Uranerzes in den Minen über die Herstellung des Kernbrennstoffs bis und mit dem Bau der geologischen Tiefenlager für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle und dem Rückbau der Kernkraftwerke.

Die Ergebnisse der PSI-Forscher für Europa zeigen, dass die Kernenergie im Vergleich zu den regenerativen Stromerzeugungstechniken sehr gut abschneidet. Pro Kilowattstunde (kWh) werden folgende Mengen an CO2 erzeugt:

- Wasserkraft: 4 g CO2/kWh
- Kernenergie: 8 g CO2/kWh
- Windkraft: 17 g CO2/kWh
- Fotovoltaik: 78 g CO2/kWh

Untersuchungen anderer Institutionen, wie z. B. des Öko-Instituts, kommen auf CO2-Emissionen durch Kernkraft, die mehr als einen Faktor 10 über den Werten des PSI liegen.

Dazu ist zu sagen, dass die CO2-Bilanz der Kernenergie in erster Linie von der Urananreicherung bzw. von dem dafür benötigten Strom abhängt. Die KKW der meisten westeuropäischen Länder beziehen ihren Kernbrennstoff vorwiegend aus Anreicherungsanlagen mit Zentrifugen oder aus der französischen Gasdiffusionsanlage EURIDIF in Tricastin (F). Letztere benötigt pro kg angereichertes Uran etwa 40mal mehr Energie als eine moderne Zentrifugenanlage. EURODIF bezieht den Strom jedoch aus den benachbarten KKW, die praktisch CO2-frei produzieren, und nicht etwa aus Kohlekraftwerken.

Im ungünstigsten Fall – etwa bei der alten energieintensiven Gasdiffusionsanlage Paducah in den USA, die von einem Steinkohlekraftwerk versorgt wird – können die CO2-Emissionen der Energiekette auf rund 60 gCO2/kWh ansteigen, also etwa in die Grössenordnung der Energiekette der Solarzellen.

Mit den vorstehenden Bemerkungen wird auch klar, weshalb das Öko-Institut deutlich höhere CO2-Emissionen durch Kernenergie berechnet: Man unterstellt die jeweils ungünstigsten Bedingungen (Urananreicherung durch Gasdiffusion, Stromversorgung dieser Anlagen durch Kohlekraftwerke, ...). Ist das nicht auch 'Ideologie', galileo?

Gruss
hardy
 
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