Mars / Venus

Mathias

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Wen ich so die Astronomie verfolge, wird dem Mars viel mehr Achtung geschenkt als der Venus. Liegt das daran, das die Venus eine agressive Atmosfähre hat, welche die meisten Sonden zerstören würde ?
Die Venus währe ja viel näher an der Erde als der Mars.
 

Planetologist

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Hallo Matthias,

das hat verschiedene Gruende

1) Bei Mars kann man die Oberflaeche optisch beobachten (die Atmosphaere ist "durchsichtig"). Das erleichtert die Kartierung sehr - im Gegensatz zur Venus, die eine sehr dichte, fuer optische Kameras undurchsichtige Atmosphaere hat.

2) Mars ist "Interessanter". Es ist praktisch unbestritten, dass auf Mars einmal ein "fluessiges Medium" geflossen ist - aehnlich oder gleich Wasser. Es gibt sehr interessante geologische Strukturen auf Mars; Flusstaeler, Canyons etc., die alle in Verbindung mit Wasser gebracht werden koennen. Viele Menschen assoziiren Wasser mit Leben, schlussendlich auch die Politiker, die das Geld fuer eine Mission sprechen muessen. Venus dagegen ist trocken; es wurde kein Wasser (auch nicht in der Atmosphaere) auf der Venus bis jetzt nachgewiesen. Die Oberflaeche ist stark gepraegt von Vulkanismus - nicht sooo interessant, wie wenn man Flusstaeler sieht...

3) Die Landung ist auf der Venus (Bodendruck 90 bar, 475 Grad C Temperatur) weitaus schwieriger als eine Landung auf Mars (sehr duenne Atmosphaere, Temperatur so zwischen -80 und +15 Grad)

4) Zur Venus zu kommen, ist fuer eine Sonde schwieriger, als zum Mars zu fliegen, da man zur Venus nach "innen" im Planetensystem fliegt, d.h. in Richtung der Sonne, deren Schwerkrafteinfluss dann zunimmt. Zu Mars fliegt man nach "aussen" - Schwerkrafteinfluss der Sonne nimmt ab,

Hoffe geholfen zu haben.

Clear and Dark Skies,

Planetologist
 
Zuletzt bearbeitet:

jonas

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Liegt das daran, das die Venus eine agressive Atmosfähre hat, welche die meisten Sonden zerstören würde ?
Genau das wird es wohl sein ;) Auch die geschlossene Wolkendecke macht eine Erkundungsmission aus dem Orbit etwas schwierig, zumindest im optischen Bereich. Von daher ist der Mars ein viel besserer Kandidat zur Erforschung als die Venus.
 

Mathias

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Also ist es so wie ich es vermutet habe. Dann ist das einzige was die Vernus interessant macht, das sie fast gleich gross ist wie die Erde.
 

Planetologist

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"Also ist es so wie ich es vermutet habe. Dann ist das einzige was die Vernus interessant macht, das sie fast gleich gross ist wie die Erde."

Aua, das trifft mich ins Herz. Nein, im Gegenteil, Venus ist ein aeusserst interssanter Plant z.B.

1) Vulkanische Strukturen - gibt es immer noch aktive Vulkane?

2) Plattentektonik: hat Venus, die aehnlich gross ist wie die Erde Plattentektonik? Wenn ja, warum gibt es keine Hinweise auf Rifting? Wenn nein, warum konnte sich keine Plattentektonik entwickeln?

3) Warum wurde die Venusoberflaeche in den letzten 250 Mio Jahren komplett umgestaltet (es gibt keine alten Krater auf Venus)?

4) Woher kommt diese dichte Atmosphare? Warum hat sie sich anders entwickelt als auf der Erde?

5) Woher kommt die retrograde, langsame Drehung der Venus?

etc etc. Ich koennte jetzt noch midenstens 1000 Fragen stellen - so aus dem Stehgreif.

Venus ist planetologisch sehr interessant, es kommt immer darauf an, was man sucht.

Clear and Dark Skies,

Planetologist
 

Toni

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Ganz meiner Meinung!

Hallo Planetologist,

erst einmal ein herzliches Willkommen hier auf dieser Plattform kompaktierten astronomischen und astrophysikalischen Wissens, welches im deutschsprachigen Raum Seinesgleichen sucht! :cool:
Aua, das trifft mich ins Herz. Nein, im Gegenteil, Venus ist ein aeusserst interssanter Plant
Dem kann ich vorbehaltlos zustimmen! :) Des weiteren möchte ich Euch nebenbei noch mal auf interessante Threads hinweisen, die zwar schon knapp ein Jahr bzw. ein halbes Jahr her sind, aber in welchen eben gerade jene Themen um und über die Venus diskutiert wurden:

http://www.astronews.com/forum/showthread.php?t=1073

http://www.astronews.com/forum/showthread.php?t=1165

Venus ist planetologisch sehr interessant, es kommt immer darauf an, was man sucht.
Das meine ich auch!

Die Mysterien der Venus ergründende Grüße von
Toni
 

Bynaus

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Ha, ein paar Venus-Fans... ;) Interessant an der Venus ist auch ihre Geschichte. Wie lange gab es flüssiges Wasser? Nur die ersten 500 Mio Jahre oder gar bis vor 2 Mia Jahren? Hat sich auf der Venus Leben entwickelt, und wenn ja, existiert es noch heute fort? Gab es diese "globale Oberflächenerneuerung" vor rund 500 bis 700 Mio Jahren wirklich oder sind dafür statistische Effekte verantwortlich? (es gibt Gebiete, die doch etwas älter zu sein scheinen als andere, die sogenannten Tesserae, möglicherweise eine Art "Protokontinente").

Die Erforschung der Venus könnte eines Tages sogar bemannt erfolgen, wenn man nicht den Anspruch hat, auf der Oberfläche zu landen. Atembare Luft ist ein "Lifting Gas" in der dichten Venusatmosphäre, das heisst, eine genügend grosse, mit Sauerstoff und Stickstoff gefüllte Kugel könnte gerade in der richtigen Höhe (Temperatur ~25°) schweben und innen gemütlich ausgestattet werden. Möglicherweise könnte man sogar ein Orbitalseil aus einem weiten Orbit in die Atmosphäre hinunterhängen lassen und die Station(en) so versorgen. Zur Oberfläche wären dann auch unbemannte Expeditionen möglich, die den Charakter von Tauchgängen mit Roboterfahrzeugen in den Ozeanen der Erde hätten.
 

Mathias

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Das ist ja richtig interessant was ihr da oben schreibt. Das es da oben mal Leben möglich war, tönt auch interessant.
Da gibt es in dem Fall noch viel zu erforschen.

:rolleyes:
 

Planetologist

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Katastrophales Ereignis

Was ich immer ganz witzig finde ist, wenn man von einem "katastrophalen" Ereignis spricht, das die Venusoberflaeche erneuert. Naja, immerhin geht man davon aus, dass dieses Ereignis ca. 150 Mio Jahre lang gebraucht hat. Wenn man das hochrechnet ist dies etwa die Bildungsrate unserer heutigen Ozeanplatten. Wir leben also auf einer Erde sich gerade katastrophal schnell umbildet :eek: .

Danke uebrigens fuer die Willkommensgruesse...
 

Planetologist

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Naja, ich habe Geologie studiert und hab dann einige Vorlesungen in Planetologie genommen und eine Arbeit über Edelgasanalyse in Meteoriten geschrieben. Irgendwann hab ich dann erkannt, dass es besser ist, nicht hauptsaechlich durch Planetologie meine Brötchen zu verdienen und würde heute die Planetologie/Astronomie eher als ein professionelles Hobby bezeichnen. Ein bisschen Kohle mach ich allerdings schon damit: ich gebe Kurse in Planetologie und Astronomie...:)
 

Bynaus

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Naja, ich habe Geologie studiert und hab dann einige Vorlesungen in Planetologie genommen und eine Arbeit über Edelgasanalyse in Meteoriten geschrieben

Ich fall aus allen Wolken. Ich auch, bis ins Detail. Wo (an welcher Uni) hast du die Arbeit geschrieben? Gibts eine Publikation?
 
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